Forschungsergebnisse und Auswirkung des aktiven Musizierens auf den Menschen

Musik spielt in sämtliche Lebensbereiche hinein und hat damit auch dann positive Wirkungen auf den Menschen, wenn man sich dessen nicht bewusst ist.

Dies gilt schon für das Hören von Musik, aber ungleich größer und bedeutender sind die Wirkungen beim eigenen Musizieren, wie Sie gleich erfahren werden.

1. These: Musikerziehung fördert die Persönlichkeitsbildung und Sozialisation

Dass die Musik einen persönlichkeitsbildenden Charakter hat und sie sich positiv auf die Gesellschaft auswirkt, erkannten bereits die alten Griechen.

Das eigene Musizieren
  • hilft, die eigene Sensibilität zu entdecken und die inneren (seelischen) Kräfte zu entwickeln, er/sie wird weniger das innere Gleichgewicht verlieren
  • hilft besonders bei Jugendlichen im Einzelunterricht eine wichtige Bezugsperson zu finden
  • ist eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, anstatt sich dem Konsum- oder gar Drogenrausch hinzugeben
  • zwingt zur Reflexion: Eigene Wertmaßstäbe werden in Frage gestellt, ungewohnte Gedankengänge werden ausgelöst
Gemeinsames Musizieren
  • knüpft persönliche Kontakte, wobei die gegenseitige Toleranz, das gegenseitige Verständnis und die Rücksichtnahme gefördert werden
  • heißt, miteinander kommunizieren, weil jeder dem anderen zuhören muss, damit ein Ganzes entsteht
  • bedeutet, Brücken zwischen Generationen und zwischen Menschen schaffen
  • Esgibt keine Gewinner und auch keine Verlierer, aber für alle ein gemeinsames Erfolgserlebnis

2. These: Musikerziehung fördert Konzentration, Gedächtnisfähigkeit und Abstraktionsvermögen

Musik hat sehr viel mit Mathematik(Zahlen) zu tun (Intervalle, Rhythmus etc.). So verschmilzt das Element der Empfindung (Klänge, Töne) mit dem Element des Denkens (Zahl).

Modelluntersuchungen des Forschungsinstituts der Karajanstiftung für experimentelle Musikpsychologie ergaben, dass musizierende Kinder schöpferischer und intelligenter sind.

Dass Musik „dem Kopf guttut“, fanden Forscher an der Uni in Kalifornien heraus:
Eine Gruppe von Studenten schnitt in einem Intelligenztest 8 – 9 Punkte besser ab als sonst, nachdem sie zuvor 10 Minuten lang einer Mozart-Klaviersonate lauschten. Voraussetzung ist die Bereitschaft, der Musik aufmerksam zu folgen und sich nicht nur hintergründig berieseln zu lassen.

3. These: Musikerziehung fördert ganzheitliches, vernetztes Denken, Kreativität und Ausdrucksfähigkeit

Musizieren heißt, alle Sinne sowie Körper, Geist, Seele und Intellekt gleichzeitig zu aktivieren:

  • Das Lesen, Hören und Spielen von mehrstimmiger Musik fördert die Fähigkeit, große Informationsmengen zu verarbeiten und komplexe Muster zu erkennen
  • Die gleichzeitige Beachtung von Melodie, Harmonie, Rhythmus, Dynamik, Agogik, Artikulation und Phrasierung beim Musizieren fördert die Fähigkeit, sich an mehrdimensionalen Wert- und Zielmustern gleichzeitig zu orientieren
  • Das seriöse Erarbeiten eines Musikstückes mit einem Instrument fördert die Fähigkeit von Optimierungs- und Konfliktlösungsmethoden 

Wie kaum eine andere Disziplin vermag das Musizieren mit seinen komplexen Bestandteilen (Melodie, Harmonie, Rhythmus) den Menschen ganzheitlich anzusprechen und ihn zu fördern:

  • Rhythmus entspricht dem Körper – der „Körper“ spielt das Instrument
  •  Melodie entspricht dem Geist – der „Geist“ denkt
  • Harmonie entspricht der Seele – die „Seele“ empfindet

Somit werden schöpferisches Denken (Geist), schöpferisches Empfinden (Seele) und schöpferisches Tun (Körper) zusammengeführt und in komplexen Zusammenhängen als Ganzes zur Entfaltung gebracht.

Kreativ sein bedeutet, die physiologischen, emotionalen und kognitiven Fähigkeiten gleichzeitig zu mobilisieren, um damit Probleme in ihrem ganzen Umfang zu erkennen und sie einer sinnvollen Lösung zuzuführen. Dazu gehören insbesondere Innovation, Flexibilität und Originalität.

Empirische Untersuchungen am Orff-Institut in Salzburg an 5- bis 12-jährigen Kindern haben ergeben, dass musizierende Kinder im Vergleich zu nicht musizierenden Kindern einen beträchtlich höheren Grad an Kreativität und Flexibilität aufweisen.

Diese Fähigkeiten werden heute immer mehr in der Industrie und im Gewerbe verlangt.

4. These: Musikerziehung fördert Toleranz, Respekt, Friedfertigkeit und Ausgeglichenheit

Das Spielen einer Melodie bedarf großer Sorgfalt. Jeder Ton muss sorgfältig erzeugt werden, dass er „lebt“ und wirken kann, er muss also „beseelt“ werden. Gelingt es, führt das zu einer tiefen inneren Zufriedenheit. (s. auch 1. These)

5. These: Musikerziehung fördert Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und Eigenverantwortlichkeit

So wie in vielen anderen Lebensbereichen braucht es beim Musizieren die Fähigkeit, sich mit etwas über längere Zeit intensiv und seriös beschäftigen zu können, was heute vielen Menschen und insbesondere Kindern nicht mehr gelingt.

Jeder, der ein Instrument spielt, weiß, dass – besonders für ein Vorspiel – oft harte und lange Arbeit nötig ist:

  • Fingersätze müssen eingeübt werden
  • schwierige Stellen müssen oft, aber sinnvoll, wiederholt werden
  • Systematik, Selbstkritik, Geduld und Durchstehvermögen sind gefragt, um zu einem musikalischen Erfolgserlebnis zu kommen.
  • Für ein Vorspiel braucht man außerdem Selbstbewusstsein und ein sicheres Auftreten.

Führen diese Bemühungen zum Erfolg,

  • so ist die Freude sicher
  • eine tiefe Befriedigung stellt sich ein
  • die Antrengung hat sich gelohnt!

6. These: Musikerziehung fördert Lebensfreude und Spielfreude

Spielen ist einerseits ein Ausdruck von Lebensfreude und trägt andererseits einiges zur Lebensfreude bei.

Das Musizieren bietet ein ideales Feld für ein sinnvolles Spiel:

  • Das Spielen mit sich selbst: Mit dem Körper, mit den Händen und mit den eigenen seelischen und geistigen Ausdruckskräften.
  • Das gemeinsame Musizieren mit gegenseitigen Reaktionen im Geben, Nehmen, Sicheinlassen und Loslassen.
  • Spielen mit dem Instrument und der Komposition: Das Instrument dient als Spielzeug, die Komposition dient als Spielplan und die Interpretation stellt eine spielerische Möglichkeit dar, sich selber  oder andere wiederzuerkennen oder neu kennenzulernen.